Tinnitus im Kindesalter

Tinnitus ist der medizinische Fachausdruck für alle Arten von wahrgenommenen Ohr- und Kopfgeräuschen, die auf keine äußere Schallquelle zurückzuführen sind. Tinnitus wird als chronisch bezeichnet, wenn er länger als 6 Monate besteht.

Nach Angaben zahlreicher wissenschaftlicher Studien tritt Tinnitus bei 6% - 36% im Kindes- und Jugendalter auf. In einer österreichischen Befragung berichteten 34% von 9 bis 14 jährigen Kindern an Ohrengeräuschen, Ohrensausen oder Pfeifen in den Ohren zu leiden. Der Anteil der Mädchen war dabei höher als jener der Buben. Mit zunehmendem Alter stieg die Anzahl der Kinder, die Tinnitus aufwiesen. Das Auftreten von Tinnitus war besonders mit dem Erleben von Zeitdruck (z.B. „nie genug Zeit zu haben, um alles zu erledigen oder fertig machen zu können“ oder „oft hetzen oder sich sehr beeilen zu müssen“), mit erhöhter Ängstlichkeit (z.B. „Angst, Fehler zu machen“, „sich Sorgen über die Schule machen“, „Angst, dass etwas Schreckliches passieren könnte“) verbunden.

Der genaue Mechanismus, der Tinnitus verursacht, ist noch nicht bekannt. Wissenschaftlichen Ergebnissen zur Folge tritt bei ca. 2,5% der Kinder und Jugendlichen Tinnitus auf, nachdem sie lauten Geräuschen, Musik usw. ausgesetzt waren. Als Faktoren, die Tinnitus verschlechtern können, werden Belastungen aller Art genannt wie u.a. ungünstige Stressverarbeitungsstrategien, fehlendes Ärger- und/oder Zeitmanagement, Ängstlichkeit, depressive Stimmung oder Leistungs- und/oder Konzentrationsprobleme in der Schule.

Symptome von Tinnitus im Kindesalter

Bei Vorliegen von Tinnitus können die Beschwerden individuell sehr verschieden sein. Die häufigsten Anzeichen sind ein- oder beidseitige Geräuschphänomene wie 

  • Sausen
  • Klingeln
  • Pfeifen
  •  Brummen
  • Sägen
  • Zischen
  • Rauschen
  • Knacken.

Diese Geräuschphänomene können kontinuierlich oder unterbrochen sein, an- und abschwellen sowie in ihrer Frequenz modulieren.

Diagnostik und Therapie von Tinnitus im Kindesalter

Bei Verdacht auf Tinnitus ist eine enge Zusammenarbeit von Medizinischen und psychologischen Disziplinen notwendig.

Bei der klinisch-psychologischen Entwicklungsdiagnostik steht die individuelle Abklärung möglicher auslösender Faktoren, der Schweregrad und begleitende Beeinträchtigungen durch den Tinnitus im Vordergrund. Diese sollte nach einer umfassenden ärztlichen Untersuchung erfolgen. Die therapeutischen Empfehlungen richten sich nach den individuellen Ergebnissen der ärztlichen und entwicklungspsychologischen Abklärung und müssen regelmäßig durch unabhängige Dritte aus dem medizinischen und psychologischen Bereich evaluiert bzw. kontrolliert werden.